Musical. Oper
Ein Berliner Musical
Musik von Wilhelm Dieter Siebert
Buch und Gesangstexte von Hartmann Schmige und Christian Rateuke
Nach Motiven von Adelbert von Chamisso und E.T.A. Hoffmann
Uraufführung am 12.04. 1987 am Theater des Westens Berlin. Aufführungsrechte bei Siebert/Schmige.
Den entscheidenden Einfall hatten die Autoren, als sie den Schlemihl-Stoff in die zwanziger Jahre versetzten, in die fiebrige, in einer wirtschaftlichen Scheinblüte delierende Epoche zwischen Inflation und Hitlers Machtübernahme. Peter Schlemihl, ein Philosophiestudent, der sich als Filmstatist verdingt hat, wird auf die Straße gesetzt. In seiner Verzweiflung verhökert er sein Spiegelbild für Gold an den “Grauen”, einen geheimnisvollen Magier. Auf der Suche nach seinem verlorenen Spiegelbild, also nach seiner Identität, jagt Schlemihl in wachsender Panik durch den hektisch glitzernden Amüsierbetrieb der Roaring Twenties, (…) In Sieberts Musik, schreibt Schmige kollegial, “treffen sich sich die Elemente der Revue-Film-und Tanzmusik der zwanziger Jahre mit den irrealen Klängen der Magie.” Das trifft die Sache ziemlich genau. Das leitmotivisch eigesetzte Lied “Ich bin Schlemihl” nistet sich mit süffig indtrumentalisiertem Sehnsuchtsklang, Minas kesses Chanson “Ick brauch’ meine Liberté” mit seinem Claire-Waldoff-Ton im Ohr des Zuhörers ein. Die befremdenden Melismen, die Siebert dem Magier zwischen die Stimmbänder komponiert hat, gewinnen in der auch kontrapunktlich meisterhaft kollagierten Phantasmagorie des zweiten Teils gespenstische Wirkung. Dass vieles nach verfremdetem Zitat klingt, war Absicht: Siebert ging es, wie er sagt, darum, die Roaring Twenties auch im Tonfall der Musik zu beschwören.”
Tagesspiegel
14.04. 1987